Die Mensur ist jene Einrichtung vieler studentischer Verbindungen, die in der Öffentlichkeit stets am sensationellsten wirkt, obwohl sie doch nur einen Teilbereich unseres Bundeslebens wiederspiegelt.

Das studentische Fechten besteht seit zirka 400 Jahren. Es geht auf das den Studenten im ausgehenden Mittelalter ausdrücklich verliehene Privileg des Waffentragens zurück, was sonst nur den Adeligen und dem Militär gestattet war.

Warum wir das im 21. Jahrhundert noch immer tun? Beileibe nicht, um eine Tradition mit aller Gewalt am Leben zu erhalten, sondern weil wir damit seit mehr als 100 Jahren die besten Erfahrungen gemacht haben.

Die der Mensur zugrunde liegenden Prinzipien der Ritterlichkeit und der Wehrhaftigkeit haben unserer Ansicht nach auch in der Gegenwart eine hohe Bedeutung.

Nicht jeder kann sich mit der Mensur anfreunden. Das wissen wir, und das achten wir auch. Aber wer bei uns Mitglied werden will, muss sich dieser Herausforderung stellen.

Und eine Herausforderung ist die Mensur. Sie erfordert Selbstüberwindung, Selbstbeherrschung, Standhaftigkeit und Disziplin – alles Eigenschaften, die für uns unabdingbar sind und auch im späteren Leben geschätzt werden.

Dieses studentische Fechten findet nach strengen Regeln statt, wobei es nicht darauf ankommt, den Gegner zu besiegen, sondern darauf, diese Prüfung ordentlich und mannhaft zu bestehen. Um die Regeln und das Fechten selbst zu erlernen, bedarf es einer etwa einjährigen Vorbereitungszeit.

Ob das Verhalten des „Paukanten“ während der Mensur unseren Vorstellungen entspricht, bewertet nicht der Unparteiische (der bloß die Einhaltung der Regeln überwacht), sondern beurteilen die bei der Mensur anwesenden Bundesbrüder. Sie sprechen nach einer Beratung in offener Abstimmung das Urteil „genehmigt“ oder „nicht genehmigt“ aus.

Sowohl für den Paukanten, der der die Mensur ficht, wie auch für die Zuseher ist eine Mensur ein außergewöhnliches Erlebnis. Man braucht dafür Kondition, Ausdauer und eine gewisse antrainierte Fertigkeit – dennoch ist die Mensur kein Sport.

Sie ist mehr. Sie ist eine Charakterschulung. Es gibt dabei keinen Sieger und keinen Verlierer; Sieger ist bei einer ordentlich und anständig gefochtenen Mensur der Paukant selbst.

Und das Gefühl, die Hochstimmung nach einer ordnungsgemäß gefochtenen Mensur – einfach unbeschreiblich! Das intensive Erlebnis der Mensur vergisst man sein Leben lang nicht.

Während seiner Aktivenzeit ficht jeder Böhmerwälder 3 Mensuren, die erste jedoch erst nach einer Vorbereitungszeit von zumeist ein bis zwei Semestern.